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8.4 Farbharmonie Lernfeld 8: Objekte gestalten 8.4 Farbharmonie Lernfeld 8: Objekte gestalten
Das Auge erzeugt einen Unterschied, der in Die Farbharmonie stellt jedoch immer eine subjek- Hierbei kann eine helle Version der Farbe (fast weiß)
Bild 227.4b verschwindet, wenn man die beiden tive Empfindung des Betrachters dar. und die gleiche Farbe in geringer Sättigung als Hin-
Flächen des Schachbretts durch zwei Balken verbin- tergrund verwendet werden, siehe Bild ➜ 3a.
det. Dann funktioniert die Täuschung nicht mehr. Mit unauffälligen Farben ist eine harmonische
Abstimmung leicht realisierbar, wirkt aber mit der
Ein weiteres Beispiel zum Simultankontakt zeigt Zeit weniger aufregend, siehe Bild ➜ 1.
Bild ➜ 1: Legt man auf ein großes rotes Quadrat
ein kleines neutral graues Quadrat, stellt man fest, Eine Disharmonie stellt sich ein, wenn unserem
dass sich das graue Quadrat in ein rötliches, war- Auge etwas Widersprüchliches oder Störendes
mes Grau verwandelt. Das Rot scheint das Grau so zu beeinflussen, dass dieses rötlich dargeboten wird, Beispiel siehe Bild ➜ 2.
erscheint. Harmonie entsteht, wenn sich die Farbklänge auf
Der Simultankontrast ist also eher eine optische 1 Simultankontrast mit Rot und Grau die klassischen, ästhetischen Gesetze der Farbge-
Täuschung, als ein Gestaltungsmittel. bung aus der Natur zurückführen lassen.
Auch wenn das persönliche Farbempfinden in
Er beschreibt die Veränderung der Farbwirkung, die Gesamtwirkung einfließt, sind die meisten
die bei der Gestaltung berücksichtigt werden muss. Harmonien unabhängig vom Geschmack des
Betrachters.
8.2.9 Sukzessivkontrast
Losgelöst vom Farbkreis gibt es auch andere 1 Farbharmonie mit dezenten Farben
Systematiken, um Farben harmonisch miteinan-
Beim Sukzessivkontrast 1 handelt es sich ebenfalls der zu kombinieren:
um eine Täuschung: Ein Nachbild entsteht nach • monochrome Farbharmonie
intensiver Betrachtung einer Farbfläche. Betrachten Sie ca. 20 s das grüne Quadrat; schauen Sie danach • Farben nur aus der warmen oder nur aus der
Schließt man die Augen oder sieht auf eine neutral auf die nebenstehende weiße Fläche: Sie sehen ein blassrotes kalten Farbpalette
weiße Fläche, nimmt man die Komplementärfarbe Quadrat. • benachbarte Farben im Farbkreis
als Nachbild wahr, siehe Bild ➜ 2. 2 Sukzessivkontrast • eine Farbe mit der Nebenfarbe der Komple-
mentärfarbe
An den Stellen der Netzhaut (Retina), auf die län- • eine Farbe mit den Nebenfarben der Komple-
gere Zeit intensive Licht- bzw. Farbreize wirken, 8.4 Farbharmonie mentärfarbe
entstehen Nachbilder. Die Farbrezeptoren (Zäpf- • Farben gleicher Sättigung
chen) ermüden und sind überreizt. Nach dem Farbe, Musik und Sprache sind für uns Menschen
Bildwechsel auf die weiße Fläche können sich die fast von gleicher Bedeutung in Bezug auf Harmo-
Sehzellen nicht so schnell erholen und keine neuen nie: Bei der monochromen Farbharmonie werden
Sinneseindrücke ans Gehirn senden. Der biochemi- • angenehme Farben, Stimmen oder Musik beru- unterschiedliche Helligkeiten bzw. Sättigungen
sche Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Somit higen eines einzigen Farbtons verwendet. Dies kann hilf-
wird das komplementäre Nachbild gesehen. • disharmonische Farben sorgen für Missstim- reich sein, wenn ein Text vor einem farbigen Hinter-
mung und regen auf grund dargestellt werden soll. 2 Disharmonie von Farben
8.3 Farbplan Als harmonisch bezeichnet man ein Farbenspiel,
bei dem zwischen den Farben eine ausgewogene
Ein Farbplan ist eine Struktur, die man einer Gestal- ästhetische Beziehung und Ordnung besteht.
tung zugrunde legt: Man entscheidet zu Beginn, In Bild ➜ 3 wird ein Auto in einem perfekten Ver-
mit welchen Farbkontrasten oder -effekten man hältnis zwischen leuchtenden und gedeckten Far-
arbeiten möchte. ben und deren Flächenverhältnis zueinander dar-
gestellt (Qualitäts- und Quantitätskontrast).
Dazu sollte man wissen, wie Farben aufeinander
wirken, welche Farben zusammenpassen, wie sie
sich gegenseitig beeinflussen können.
a) Monochrome b) Farben aus dem warmen c) Benachbarte Farben im d) Eine Farbe mit der
Farb harmonie und aus dem kalten Farbkreis Nebenfarbe der
Bei einem Farbplan geht man meist so vor: Farbspektrum Komplementärfarbe
• vorgegebene Farben feststellen, z. B. feste Far-
ben einer Firma oder Wunschfarben des Kunden
• passende Ergänzungsfarben aussuchen
• diese nach den Regeln der Farbharmonie aufein-
ander abstimmen
e) Eine Farbe mit den Nebenfarben der Komplementärfarbe f) Farben gleicher Sättigung
1 sukzessiv: allmählich (eintretend), sukzessive: allmählich, nach und nach 3 Farbharmonie mit einer dominanten Farbe 3 Weitere Farbharmonien
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